Wie man mit 45 Jahren erstmals Freude am Sport entdeckt – oder: Méthode Naturelle

IMG_1638_1von Heinrich Haag

Ich hasste Sport. Schon in der Schule: Immer der Schlechteste, vom Sportlehrer getriezt, von den Mitschülern gehänselt, ich zählte schon angstvoll die Tage bis zur nächsten Sportstunde.

Jahrzehnte später: Man merkt, wie man immer unfitter wird, schon beim Treppensteigen hart schnauft, der Rücken zwickt immer öfter da und dort, der Arzt sagt schon, man soll was machen… Eintritt ins Fitnessstudio. Dort dann vor sich hinwerkeln an Maschinen, ganz allein im Kampf gegen den inneren Schweinehund… Und bald schon diesen Kampf verloren.

Jahre später: Noch unfitter geworden, der Rücken zwickt immer mehr, nochmals Ermahnungen vom Arzt, doch „was zu tun“… ok, aber diesmal was anderes als die seit Kindheit verhasste Turnhallenatmosphäre  samt Geräten: Ich tippte „Training Natur München“ in Google ein und stieß auf Nadja Hahns „Methode naturell“: Vor über 100 Jahren in Frankreich entwickelt, Prinzip: Bewegung in der Natur mit Laufen, Krabbeln, Vierfüßergang, Balancieren, Klettern, Werfen, Kämpfen, Hindernisse überwinden, die Schwachen werden von den Starken unterstützt (auf den Baum gehievt, beim Laufen von den anderen „abgeholt“), und all das bei jedem Wetter im Freien: Mal im Forstenrieder Wald, mal im Olympiapark. Und dreimal darf man kostenlos ausprobieren. Das tat ich dann auch.

Es war kühl, regnerisch, dennoch kamen manche Leute zum Treffpunkt am Olympiapark. Dort dann Joggen, Rennen, Bälle werfen, um Hindernisse drumrumlaufen, den Olympiaberg querfeldein hochrennen, auf einem regennassen Spieplatz Hügel im Vierfüssergang rauf und runter, die Rutsche raufklettern (und trotz winkendem nassen Hosenboden dann einfach runterrutschen)… Am Ende war ich zwar geschafft wie nie (kein Wunder bei meiner Kondition), aber auch fasziniert.

Dann die weiteren Trainings: Querfeldein durch den Wald und dabei bei jedem Ast bücken, über Baumstämme balancieren oder sie überspringen, Frisbee werfen oder unter den Anderen untendurchrobben, noch mal den Olympiaberg raufrennen, diesmal aber alle barfuss, einen Baum besteigen – was ich nicht schaffte, aber dann doch, weil ich von den anderen einfach raufgeschoben wurde, ebenso wie eine Woche vorher bei einer Mauerüberwindung…

Fazit: Obwohl alles dabei ist, was zu einem Training gehört (Anstrengung, Laufen, Warmmachen, Dehnen…) macht das Ganze einfach bloß noch Spaß, dass man der Schwächste und Älteste ist macht gar nichts (und ersteres wird sich sicher mit der Zeit geben), und wie damals in der Schule zähle ich auch jetzt die Tage bis zur nächsten Sportstunde – allerdings vor lauter Vorfreude.

Jeder Neugierige ist willkommen!

(Dieser Bericht erschien so auch in den „Sport news“ des Forstenrieder Sportclubs, Ausgabe Herbst 2013)

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